CO2-arme Kalkproduktion als Ausgangspunkt einer klimaneutralen Industrie
Zusammen mit Air Liquide und thyssenkrupp Steel wirbt Lhoist für politische Weichenstellungen zur Dekarbonisierung der Industrie.
Die EU hat das Lhoist-Projekt „Everest“ zur Förderung vorausgewählt.
Derr EU-Parlamentarier Peter Liese und der Bundestagsabgeordnete Klaus Wiener unterstützen die angestrebte Klima-Transformation des Unternehmens.
Die Transformation der deutschen Industrie zur Klimaneutralität erfordert technischen Pioniergeist und politischen Gestaltungswillen. Das war die Hauptbotschaft der drei industriellen Schwergewichte Lhoist, Air Liquide und thyssenkrupp Steel beim Werksbesuch des EU-Parlamentariers Peter Liese und des Bundestagsabgeordneten Klaus Wiener, beide CDU, in Europas größtem Kalkwerk, dem Lhoist-Werk Flandersbach in Wülfrath bei Düsseldorf.
Die beiden Abgeordneten aus EU und Bund wollten sich vor Ort ein Bild von den Plänen des weltweit führenden Kalkproduzenten machen. Lhoist beabsichtigt, den Traditionsstandort in Wülfrath klimafreundlich umzubauen und damit über eine Million Tonnen CO2 einzusparen. Dafür sind nach Einschätzung des Unternehmens mehrere hundert Millionen Euro Investitionen notwendig: Für den Bau vollkommen neuartiger Öfen zum Brennen von Kalkstein sowie für eine CO2-Abscheideanlage, die das aus dem Kalkstein entweichende CO2 auffängt. Im Juli wurde das „Everest“ getaufte Projekt vom EU-Innovationsfonds für eine Förderung in dreistelliger Millionenhöhe vorausgewählt. Ein Vertrag darüber wird derzeit von der EU ausgearbeitet.
Thomas Perterer, Geschäftsführer Lhoist Germany: „Unser Projekt ist ein bedeutender Meilenstein auf dem Weg zu einer CO2-armen Kalkproduktion, die Auswahl durch den EU-Innovationsfonds eine große Bestätigung unserer Ambitionen. Und der parteiübergreifende Rückhalt aus der Politik macht uns Mut. Jetzt kommt es darauf an, dass wichtige regulatorische Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit das Projekt Realität wird.“
Der EU-Parlamentarier Liese bekräftigt diesen Gestaltungswillen: „Wir haben auf EU-Ebene mit dem Innovationsfonds das passende Instrument geschaffen, mit dem genau solche Vorreiterprojekte wie hier in Wülfrath vorangetrieben werden sollen. Somit freut es mich sehr, zu sehen, dass unsere Arbeit Früchte trägt und Lhoist diese Chance zur Transformation nutzen will. Wir können das Klima nur retten, wenn wir weltweit Anstrengungen unternehmen. Dazu ist es zwingend erforderlich, dass wir die Industrie nicht aus Europa vertreiben, sondern beim Übergang in die Klimaneutralität unterstützen. Nur dann sind wir Vorbild für den Rest der Welt.“
Klaus Wiener, Bundestagesabgeordneter und Mitglied des Umweltausschusses sowie des Wirtschaftsausschusses: "Die Dimensionen des Projektes sind beeindruckend. Hier zeigt sich, dass Ökologie und Ökonomie Hand in Hand gehen können und ganze Wertschöpfungsketten davon profitieren", betont der langjährige Volkswirt und fügt hinzu: "Wichtig ist nun, dass die Bundesregierung zügig die entsprechende Planungssicherheit für die Umsetzung solcher Projekte schafft. Dringender Handlungsbedarf besteht vor allem bei den Energiekosten sowie den gesetzlichen Rahmenbedingungen."
Rahmenbedingungen verbessern und Deindustrialisierung verhindern
Lhoist und Technologiepartner Air Liquide verweisen darauf, dass neben vielen gesetzlichen und genehmigungsrechtlichen Details vor allem der Transport und Export von CO2 ermöglicht werden müsse. Auch die Frage von CO2-Speicherstätten müsse vorbehaltlos angegangen werden. Gilles Le Van, Vice President Large Industries und Energy Transition für Air Liquide in Central Europe: „Wir können mit unserer Technologie Lhoist effektiv dabei unterstützen, das CO2 aus dem Kalkstein zu managen. Die Technik ist da, die Industrie steht bereit. Und die damit verbundenen Chancen sind groß. Doch der Rahmen muss stimmen. Denn die Industrie muss wettbewerbsfähig bleiben, wenn die Klimatransformation gelingen soll.“
Klimaneutrale Lieferketten entscheidend für die Wirtschaft
Wie wichtig das Gelingen dieser Transformation wird, zeige sich längst am Kundeninteresse, so Matthias Weinberg, Head of Competence Center Metallurgy bei thyssenkrupp Steel: „Die Nachfrage unserer Industriekunden nach grünem Stahl steigt und wir wollen möglichst schnell die CO2-Emissionen unserer Produktion drastisch verringern. Daher setzen wir in Duisburg unser Bauprojekt der ersten wasserstoffbasierten Direktreduktionsanlage zurzeit mit Hochdruck um. Aber auch die Dekarbonisierung der gesamten Lieferkette spielt eine große Rolle. Entsprechend freuen wir uns über dieses ambitionierte Projekt unseres langjährigen Lieferanten Lhoist.“
Lhoist, kürzlich erst nominiert für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis, geht von einer Unterzeichnung des Fördervertrages mit der EU voraussichtlich bis Ende des Jahres aus. Damit werde dann der nächste Meilenstein des Großprojektes zur CO2-armen Kalkproduktion erreicht.
Über Lhoist Germany
Lhoist Germany (LGE) ist die deutsche Tochter der Lhoist Gruppe, einem weltweit tätigen Kalk- und Kalksteinproduzenten mit Hauptsitz in Belgien. Zu Lhoist Germany gehört seit 1999 die Rheinkalk GmbH mit ihren 12 Standorten und 1.300 Mitarbeitern in Deutschland. Lhoist Germany nimmt seine Verantwortung gegenüber Mensch und Natur ernst und verbindet jahrhundertelange Erfahrung und das tiefgreifende Know-how der Gründerfirmen im Umgang mit Kalkstein mit modernster Abbau-, Produktions- und Rekultivierungstechnologie. Die Erzeugnisse kommen sowohl in der Stahl- & Eisenproduktion, der Umwelt, der Chemischen Industrie, der Bauwirtschaft, der Wasser- & Abwasserbehandlung als auch der Land- & Forstwirtschaft zum Einsatz.
Über Air Liquide in Deutschland
Für Unternehmen der Air Liquide Gruppe in Deutschland arbeiten rund 3.750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Air Liquide beliefert 100.000 Kunden und ist für über 200.000 HomeHealthcare-Patienten da. Jedes zweite deutsche Krankenhaus bezieht medizinischen Sauerstoff von Air Liquide. Das Unternehmen beliefert zahlreiche Branchen, wie z. B. die Luftfahrt-, Automobil-, Lebensmittel- und Getränke-, Chemie- und Elektronikindustrie und Energiewirtschaft sowie den Gesundheitssektor mit technischen und medizinischen Gasen wie Sauerstoff, Stickstoff und Wasserstoff.
Über thyssenkrupp Steel Europe
Die thyssenkrupp Steel Europe AG ist der größte deutsche Stahlhersteller. Das Duisburger Unternehmen mit rund 26.000 Mitarbeitenden gehört zu den weltweit führenden Anbietern hochwertiger Stahlprodukte für innovative und anspruchsvolle Anwendungen sowie für die Erbringung von Dienstleistungen im Stahlbereich. Bis spätestens 2045 soll die Stahlproduktion von thyssenkrupp Steel Europe vollständig klimaneutral sein. Der entscheidende Schritt hierzu wird der Bau wasserstoffbasierter Direktreduktionsanlagen in Verbindung mit innovativen Einschmelzaggregaten sein. Die erste Anlage soll 2026 in Duisburg in Betrieb gehen. Für 2030 ist bereits eine Produktion von fünf Millionen Tonnen CO2-armem Stahl geplant.