Historisches Schicksal als Auftrag begreifen
Die Familie meines Vaters stammt aus Schlesien, genau genommen aus dem damaligen Schömberg im Kreis Landeshut. Mein Vater war gerade zwölf Jahre alt, als seine Familie 1946 aus ihrer Heimat vertrieben wurde. Ich habe viel mit ihm über diese Zeit geredet. Deshalb weiß ich nur zu gut, wie hart es für Menschen ist, wenn sie ihre Heimat verlieren. Meine Großeltern, die ich leider nicht mehr kennenlernen konnte, sind im Grunde nie darüber hinweg gekommen. Auch für meinen Vater, obwohl damals noch ein Kind, ist dieses Thema noch heute mit sehr vielen Emotionen besetzt. Mein besonderer Dank gilt daher den zahlreichen Vertriebenen, die ihr schweres Schicksal eindrucksvoll gemeistert haben: Nach dem Verlust ihrer Heimat haben sie hier sehr aktiv zum Aufbau einer gemeinsamen Gesellschaft wie auch zum Wiederaufbau unseres Landes beigetragen und eine neue Heimat gefunden. Ein Musterbeispiel für gelingende Integration! Ihr Schicksal, wie das aller Menschen, die unter Krieg und Verfolgung leiden, sollte uns aber auch Mahnung sein. Politik muss dafür sorgen, dass es zu Flucht und Vertreibung gar nicht erst kommt! Die Erfahrungen meiner Großeltern, meines Vaters und seiner drei Geschwister sind für mich Auftrag und Verpflichtung.
Bild: Unsere Familie beim Besuch des Marktplatzes von Schömberg im Jahr 2011. Mein Vater war besonders stolz, seinen Kindern und Enkeln einmal zeigen zu können, wo seine Wurzeln liegen.